AG Knochentumoren

Arbeitsgemeinschaft  Knochentumoren  e.V.


Geschichte der Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren

Die Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren (zunächst: klinische Arbeitsgemeinschaft für Knochentumoren) wurde 1973 auf Initiative von K.H. Bauer (Professor Dr. K.H.Bauer, Gründer und Direktor des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg/DKFZ), G. Wagner (Professor Dr. G. Wagner, Leiter der Abt. für Medizinische Statistik und Dokumentation des DKFZ) und E. Uehlinger (Prof. Dr. E. Uehlinger, Direktor des Institutes für Pathologie der Universität Zürich) gegründet.

Initiatoren und erste Zielsetzungen

Eine der ursprünglichen Intentionen war die flächendeckende, bevölkerungsbezogene Sammlung von Knochentumoren in einem epidemiologischen Register. Ausserdem sollte eine Vereinheitlichung und Standardisierung von Diagnostik, Therapie und Dokumentation erreicht werden. Deshalb wurden alle zu diesem Zeitpunkt bekannten Vereinigungen, Register oder Expertengruppen des deutschsprachigen Raumes mit dem Schwerpunkt Knochentumoren zur Gründung einer gemeinsamen klinischen Arbeitsgemeinschaft eingeladen. Dazu gehörten die Sammelstelle für Knochentumoren der Universitätsklinik Göttingen,die von Orthopäden aus Heidelberg und Zürich gegründete interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren, die Knochentumorarbeitsgruppen aus Prag, Brünn und Budapest, das Knochentumorregister Dresden, das Knochentumorregister Basel, das Wiener Knochengeschwulstregister, das westfälische Knochentumorregister und das Knochensarkomregister der Rheinisch-Westfälischen Röntgengesellschaft.

Arbeitstagungen und wissenschaftliche Leitung

Damit eine lebendige Arbeitsgemeinschaft entstehen konnte, wurde vereinbart, dass sich ein Kreis von zunächst 24 Mitgliedern (von Beginn an zu verstehen als örtlich zusammengehörige interdisziplinäre Gruppen aus Radiologen, Orthopäden/Onkologen und Pathologen) in halbjährigem Abstand im Frühjahr und im Herbst treffen sollte, um jeweils von den Mitgliedern eingebrachte schwierige Fälle zu erörtern, ggf. diagnostisch zu korrigieren und über deren Therapie zu beraten.

Die wissenschaftliche Leitung übernahm für die ersten 10 Treffen E. Uehlinger, die Geschäftsführung am DKFZ lag bei G. Wagner. 1977 trat E. Uehlinger aus Altersgründen zurück und übergab die wissenschaftliche Leitung der Treffen an Frau M. Salzer-Kuntschik (Professorin für Pathologie am Universitätsklinikum in Wien). Sie leitete die Sitzungen über 11 Jahre bis 1988 W. Remagen (Professor für Pathologie am Institut für Pathologie der Universität Basel) den Vorsitz übernahm. Mit ihm begann eine bis heute geltende neue Regelung, die zu einem Wechsel des Vorsitzes nach einem Ablauf von 2 Jahren führte. Dadurch hatten inzwischen nahezu alle örtlichen Mitgliedergruppen die Gelegenheit aus ihren Reihen den Vorsitzenden zu stellen.

Bereits ab 1978 war die Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren dazu übergegangen, sich stets im Frühjahr für 2 Tage bei einem der Mitglieder zu treffen, während die Herbsttagung am DKFZ verblieb. Dies hatte den Vorteil, dass die Gemeinschaft die Arbeitsbedingungen vor Ort bei den einzelnen Mitgliedern kennenlernen und ggf. Anregungen für Verbesserungen mitnehmen oder geben konnte. Die Mitgliedergruppen verteilten sich von Beginn an auf 24 Standorte in der damaligen BRD, der DDR, der Schweiz, Österreichs, der CSSR und Ungarns. Als Geschäftssprache der agkt hatte man Deutsch vereinbart. Verständigungsprobleme mit den Mitgliedern aus Prag, Brünn und Budapest gab es keine, die ebenso selbstverständlich besucht werden konnten wie die Mitglieder im damaligen Ostberlin oder den westlichen Staaten. Die Reiseprobleme besonders hinter den „eisernen Vorhang“ konnten mit großem Engagement der Einladenden wie auch der Mitglieder stets bewältigt werden, so dass die „Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren“ bis zur Wende 1989 eine der wenigen klinisch-wissenschaftlichen Vereinigungen war, die über alle Grenzen hinweg aktiv kooperierte.

Expertengruppe für Knochentumoren

1986 musste leider der Plan aufgegeben werden, am DKFZ ein epidemiologischen Knochentumorregister aufzubauen. Dies lag nicht an der Bereitschaft der Mitglieder, die Fallmeldungen einzureichen, sondern an den sich stark verschärfenden Datenschutzbestimmungen in Deutschland, die eine Sammlung personengebundener Daten von Patienten sehr erschwerte und nur noch sehr eingeschränkte Auswertungen ermöglicht hätte.

Die Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren widmete sich fortan ihrer bereits zu Beginn gestellten weiteren Aufgabe, zur Verbesserung der radiologischen und pathologischen Diagnostik von Knochentumoren beizutragen, die Kenntnis darüber zu verbreiten und besonders die eigenen Mitglieder auf diesem Gebiet zu trainieren. Ergänzend wurden auf den Treffen wissenschaftliche Vorträge von geladenen Gästen oder aus dem Kreis der Mitglieder zur Knochentumorforschung gehalten, wobei die Themen von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Behandlung reichten. Die Kombination aus wissenschaftlichen Vorträgen und wissenschaftlich begründeten Falldiskussionen von im Schnitt 12 vorbereiteten Fallvorstellungen pro Sitzung prägen bis heute die alle Halbjahre stattfindenden 2- tägigen Treffen. Nach wie vor werden von den zu demonstrierenden Fällen zuvor klinische Daten und radiologische Befunde über einen Internetserver (iPath-System) den Mitgliedern zugänglich gemacht. Die histologischen Schnittpräparate wurden zunächst an die Mitglieder verschickt, seit Herbst 2014 sind sie als eingescannte Präparate ebenfalls vom iPath-Server abrufbar und können virtuell mikroskopiert werden. Auf dieser Basis reichen die Mitglieder vor den Sitzungen ihre radiologischen und pathohistologischen Diagnosen ein. Die Treffsicherheit der Diagnostik ist ebenso wie die endgültige kasuistische Klärung Gegenstand der wissenschaftlichen Falldiskussionen. Um auch der aktuellen Beratung Raum zu geben, findet zusätzlich zu Beginn der Treffen auch eine „ad hoc“ Sitzung statt , auf der Mitglieder oder Gäste Ihre diagnostischen oder therapeutischen Probleme zur zeitnahen Beratung durch die anwesenden Experten vortragen können.

Geschäftsführung

Die Geschäftsführung der agkt wurde von 1986 von G. Wagner an D. Komitowski (Professor für Pathologie und Leiter der Abt. für experimentelle Pathologie am DKFZ) übergeben. In dieser Zeit wurde von Z. Matejovsky und A. Schulz eine Satzung erarbeitet, welche das Regelwerk der Gründungsversammlung ablöste und bis 2005 in Kraft blieb. D. Komitowski erwarb sich große Verdienste um den Fortbestand der agkt am DKFZ, deren Geschäfte er nahezu zwei Jahrzehnte bis 2005 führte. Seitdem ist G. Jundt (Professor für Pathologie am Institut für Pathologie der Universität Basel) der Geschäftsführer der agkt.

Vereinsgründung: AGKT e.V.

Ab 2004/2005 bahnte sich eine Aufkündigung der Assoziation mit dem DKFZ an, die mit dem Wechsel in dessen Leitung und der Fokussierung auf vorwiegend Grundlagen- orientierte Forschungsinteressen unter Hintanstellung klinischer Fragestellungen zusammenhing. Die agkt mußte sich deshalb für zukünftige Kooperationen eigenständig institutionalisieren.

So kam es an der 65. Tagung der AG Knochentumoren am 14. Oktober 2005 in München zur Gründung der gemeinnützigen wissenschaftliche Gesellschaft „Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren e.V.“ , deren notarielle Eintragung in das Vereinsregister im Jahre 2006 erfolgte. Gleichzeitig wurde das Angebot von H. Höfler (Professor für Pathologie an der TU München und Leiter der Pathologie des Helmholtz-Zentrums in München, eines Grossforschungszentrums mit langer Tradition auch in der experimentellen Osteosarkomforschung) mit Dank angenommen, die Herbsttagungen der agkt in Zukunft in München abzuhalten. Dieses Angebot wurde von seinem Nachfolger W. Weichert (Professor für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie an der TU München) erneuert, so dass sich die agkt seit 2008 regelmässig im Oktober in München zu ihrer Herbsttagung trifft.

Aktivitäten der AGKT

Die agkt ist seit 2008 Mitglied des Dachverbandes Osteologie (DVO). Die Tagungsberichte und wissenschaftlichenVorträge der agkt werden seit 2006 regelmässig in der zunächst im Schattauer-Verlag, jetzt im Thieme-Verlag erscheinenden Zeitschrift „Osteologie“ publiziert. Die agkt beteiligt sich seit 2009 regelmäßig mit eigenen Sitzungen an den Jahrestagungen OSTEOLOGIE und an den Fortbildungskursen der Osteologie Akademie (OSTAK) zur Ausbildung der Osteologen-DVO.

2010 legte die agkt die Bedingungen für die Anerkennung sogenannter „Interdisziplinärerer Zentren für Knochentumoren“ fest. Hierzu gehören u.a. neben der regelmässigen Teilnahme an den Tagungen der agkt die dokumentierte Zusammenarbeit von agkt-Mitgliedern unterschiedlicher Disziplinen bei der Diagnostik und Therapie von Knochentumoren in einem Tumorboard. Zur Zeit gibt es 4 anerkannte Interdisziplinäre Zentren.

Seit 2013 vergibt die agkt einen mit 500.-- € dotierten Preis für die beste Präsentation eines Falles im Rahmen der wissenschaftlichen Falldiskussion.

 

Publikationen zur Geschichte der agkt

A. Schulz, G. Wagner und G. Willert

Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren – Geschichte und heutiger Stand

Osteologie (1993) 2 : 109 – 114

 

A.Schulz

Geschichte der Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren (agkt)

In: Informationen der Arbeitsgemeinschaft Knochentumoren e.V., Tagungsbericht zur Herbsttagung 2013

Osteologie (2013) 22: pp


Bisherige Tagungen der AGKT